Busch, M., C. Frank, R. Dröschenmeister, B. Gerlach, J. Kamp & C. Sudfeldt:
Erfassung von Brutvögeln in den Europäischen Vogelschutzgebieten Deutschlands – Analysen, Stand und Perspektiven
Für alle Arten nach Anhang I der Vogelschutzrichtlinie (VSchRL) und weitere, besonders schutzbedürftige Zugvogelarten gemäß Art. 4 (2) müssen die „zahlen- und flächenmäßig geeignetsten Gebiete“ zu Europäischen Vogelschutzgebieten (Special Protection Areas, SPAs) erklärt werden. Alle sechs Jahre ist über Bestandsgrößen und -trends der bundesweiten Triggerarten innerhalb der Gebietskulisse an die EU zu berichten. Darüber hinaus sind für das Management der Vogelschutzgebiete detaillierte Angaben über Bestandsgrößen, Bestandsveränderungen und Verteilung der Triggerarten auf Gebietsebene der einzelnen SPAs notwendig.
Die Datengrundlage ist derzeit noch nicht befriedigend. Nur in zwei von acht untersuchten Bundesländern werden gebietsbezogene SPA-Gesamtbestandsermittlungen innerhalb eines 6-Jahres-Turnus wiederholt. Auf der Grundlage dieser Angaben lassen sich jedoch keine statistisch belastbaren Bestandstrends ermitteln. Längere Zeitreihen mit jährlich wiederholten standardisierten Erfassungen zur Berechnung von belastbaren Bestandstrends sind bislang nur für sehr wenige Arten verfügbar.
Zur Behebung dieses Defizits bieten die Entwicklungen im bundesweiten Vogelmonitoring gute Chancen: das Monitoring seltener Brutvögel (MsB) wird derzeit so umstrukturiert, dass es einen erheblichen Beitrag zum Vogelmonitoring in SPAs leisten kann. Die Umsetzung soll methodengleich sowohl innerhalb als auch außerhalb von SPAs erfolgen. Insbesondere für die bundesweiten Triggerarten sollen belastbare Trends abgeleitet werden können. Zusammen mit den von den Ländern durchgeführten, innerhalb eines 6-Jahres-Turnus stattfindenden Gesamtbestandsermittlungen in den SPAs können die Daten für das Management der Schutzgebiete genutzt werden und dienen der Erfüllung von Berichtspflichten. Dafür müssen die finanziellen und organisatorischen
Voraussetzungen zukünftig verbessert werden…
Strebel, N., R. Dröschmeister, H. Schmid, I. Stützle, S. Trautmann & J. Wahl:
Ein Vergleich zwischen revier- und individuenbasierten Verfahren zum Abschätzen von Brutbestandsindizes im Monitoring häufiger Brutvögel
In der vorliegenden Arbeit untersuchten wir am Beispiel des Monitorings häufiger Brutvögel (MhB), ob die Verwendung unterschiedlicher Ausgangsdaten oder statistischer Methoden die Ergebnisse von Bestandstrends aus Kartierdaten maßgeblich beeinflusst. Um die ehrenamtlich Kartierenden zu entlasten und das Kontroll- und Analyseverfahrens zu verschlanken, sollten alternative Ansätze geprüft werden.
Üblicherweise scheiden die Kartierenden nach den vier Rundgängen ihre Beobachtungsdaten nach vorgegebenen Regeln zu Revieren aus. Aus diesen Revierzahlen pro Probefläche und Jahr werden in einem nächsten Schritt mit der Software rtrim Bestandstrends berechnet. Das Ausscheiden
der Reviere und deren Überprüfung durch Koordinierende sind zeitaufwändig und unterliegen individueller Variation.
Für die hier berücksichtigten alternativen Ansätze reichen die Beobachtungsdaten, d. h. die Revierausscheidung würde entfallen. Für ein Set von 51 Arten berechneten wir aus den Beobachtungsdaten folgende alternativen Zielvariablen: die Anzahl Individuen pro Kartiergang, die Anzahl Individuen
pro Kartiergang unter Berücksichtigung der MhB-Wertungskriterien sowie die Anzahl Individuen des Kartiergangs mit der höchsten Individuenzahl. Für alle 51 Arten werteten wir diese unterschiedlichen Zielvariablen jeweils mit der weit verbreitete Software rtrim, einem Generalized Linear Mixed
Model (GLMM) sowie einem Binomial N-Mixture Model aus, wobei für die Analyse mittels Binomial N-Mixture Model einzig die Zielvariable „Anzahl Individuen pro Kartiergang unter Berücksichtigung der MhB-Wertungskriterien“ verwendet wurde. Basierend auf MhB-Daten aus Baden-
Württemberg verglichen wir die resultierenden Indexwerte und Trends. Bei vielen Arten resultierten mit und ohne Revierausscheidung
ähnliche Trends. Dies gilt insbesondere für Arten, bei denen die Anzahl festgestellter Individuen stark mit der Anzahl abgegrenzter Reviere korreliert. Die alternativen Kennzahlen „Anzahl Individuen im Wertungszeitraum“ oder „Anzahl Individuen aus dem Kartiergang mit der höchsten Individuenzahl“ liefern oft Trends, die jenen des Standardverfahrens sehr ähnlich sind. Dies gilt sowohl für die Auswertung mittels rtrim als auch mittels GLMM. Die Ergebnisse dieser Analysen sollen helfen, zukünftig zusammen mit sich noch in Entwicklung befindlichen Verfahren die Trendanalysen zu vereinfachen. Gleichzeitig sollen sie den Datenfluss beschleunigen und die Ehrenamtlichen entlasten…
Koop. B.:
Die Gryllteiste Cepphus grylle: Nach langer Zeit wieder Brutvogel in Deutschland
Der erste Brutversuch der Gryllteiste Cepphus grylle in Deutschland wurde 1953 auf dem Langenwerder/Mecklenburg-Vorpommern dokumentiert. 70 Jahre später, 2022, gelang der erste Nachweis einer erfolgreichen Brut der Art im Fährhafen Puttgarden/Fehmarn, Schleswig-Holstein,
nachdem bereits in den Jahren ab 2020 hier balzende Vögel beobachtet worden sind. Zusätzlich sind in den Jahren 2020-2022 gerade eben selbständige Jungvögel an der Küste des Kreises Plön erschienen, ohne dass der Brutplatz dieser Vögel ermittelt werden konnte. Diese Neuansiedlung auf Fehmarn reiht sich ein in eine positive Bestandsentwicklung sowohl in der gesamten Ostsee als auch in Dänemark am Südrand der Verbreitung und erfolgte somit nicht unerwartet…
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