Schwerpunkte:
- Langfristige Bestandstrends wandernder Vogelarten in Deutschland
- Schwarzhalstaucher: Brut- und Gastvögel an einem nordwestdeutschen Flachsee
- Bestandszunahme und Arealerweiterung bei borealen Eulen
- Mischbruten von Weißsternigen und Rotsternigen Blaukehlchen
Schmitz, M.:
Langfristige Bestandstrends wandernder Vogelarten in Deutschland
Um dem Schutz der Mauser-, Rast- oder Überwinterungsbestände wandernder Vogelarten in Deutschland mehr Nachdruck zu verleihen, soll erstmalig eine Rote Liste der wandernden Vogelarten erstellt werden. Dabei kommt das weiterentwickelte, einheitliche Kriteriensystem (Ludwig et al. 2005, 2006) zur Anwendung. Ein Einstufungskriterium ist der langfristige Trend, der in einer umfangreichen Literaturstudie für alle wandernden Vogelarten, Unterarten oder biogeographischen Populationen erarbeitet wurde, bei denen Deutschland zum regelmäßig genutzten Brut-, Mauser-, Durchzugs- und/oder Überwinterungsgebiet gehört. Als Betrachtungszeitraum wurde analog zur Roten Liste der Brutvögel (Südbeck et al. 2007) eine Zeitspanne von 100-150 Jahren gewählt. Drei Kriterienklassen kommen zur Anwendung: langfristig deutliche Zunahme des Bestandes, langfristig stabiler Bestand und langfristig deutlicher Rückgang des Bestandes. Zur Herleitung der Trends dienen die Parameter Populationsgröße, Areal und Habitat. Ergänzend können aus der Entwicklung der Brutbestände in Deutschland in einigen Fällen Rückschlüsse auf Veränderungen der außerbrutzeitlichen Bestände gezogen werden, weiterhin wird die großräumige Entwicklung betrachtet. Je nach Datenlage wurden verschiedene Vorgehensweisen zunehmenden Aufwandes zur Trendermittlung genutzt: 1) Zusammenstellen bereits in der Literatur dokumentierter Angaben zu langfristigen Bestandsveränderungen, 2) Herleitung der Trends anhand eines Vergleichs historischer Handbücher und weiterer Werke allgemeiner Bedeutung mit der aktuellen Situation, 3) Herleitung anhand einer flächendeckenden Auswertung historischer Regionalavifaunen sowie weiterer Einzeltitel im Vergleich zur aktuellen Situation…
Flore, B.-O.:
Schwarzhalstaucher Podiceps nigricollis am Alfsee: Brut- und Gastvögel an einem nordwestdeutschen Flachsee mit Massenvorkommen von Nuttalls Wasserpest Elodea nuttallii
Am Alfsee (SW-Niedersachsen, EU-Vogelschutzgebiet) nahmen Schwarzhalstaucher als Gastvögel im Sommerhalbjahr seit 1990 stark zu. Höchstwerte wurden während der Zugzeiten von März bis Anfang Mai und von Ende Juni bis Anfang Oktober registriert. 2011 stieg die Anzahl im Juni stark an und erreichte ein Maximum von 295 Individuen am 30. Juli, eine in Niedersachsen bis dahin unbekannte Größenordnung (Mauserplatz). Erstmals begannen Schwarzhalstaucher auf dem Alfsee- Hauptbecken (210 ha) zu brüten. Von Mitte Juni bis Mitte Juli bestand die mit mindestens 52 Paaren größte Kolonie in Niedersachsen. Die Nester wurden mitten auf dem See in Massenvorkommen der Wasserpest Elodea nuttallii gebaut, 300-350 m vom Ufer entfernt…
Kopij, G.:
Bestandszunahme und Arealerweiterung bei borealen Eulen (Glaucidium passerinum, Aegolius funereus, Strix uralensis, Strix nebulosa) im östlichen Mitteleuropa
In Europa leben mit Sperlingskauz Glaucidium passerinum, Habichtskauz Strix uralensis, Bartkauz Strix nebulosa und Raufußkauz Aegolius funereus vier Eulenarten, deren Vorkommen weitgehend auf die boreale Zone (Taiga und Nadelwälder im Bergland) beschränkt ist. Im östlichen Mitteleuropa – darunter werden hier die Staaten Polen, Tschechien, Slowakei, Ukraine, Weißrussland, Litauen und Lettland verstanden – leben sie vor allem im Norden (besonders Weißrussland, Litauen und Lettland) und im Süden (besonders Sudeten und Karpaten). Bis Ende der 1980er Jahre galten dort alle vier Arten als selten. In den Jahren 1990-2007 haben die Brutbestände in einigen Regionen des östlichen Mitteleuropa deutlich zugenommen, zudem wurden etliche Regionen neu besiedelt. Zurzeit muss offen bleiben, ob es sich um reale Zunahmen handelt, oder ob die höheren Brutpaarzahlen nur eine gesteigerte Aktivität in der Eulenforschung widerspiegeln. Allerdings sind Zunahmen bei allen vier Arten in kleineren Untersuchungsflächen und einigen gut untersuchten größeren Gebieten belegt. Als mögliche Ursachen für die Bestandsveränderungen werden eine mögliche Abnahme potenzieller Konkurrenten und eine Einwanderung aus den Kerngebieten der Verbreitung (Fennoskandien, Russland) diskutiert…
Herrmann, S.:
Mischbruten von Weißsternigen und Rotsternigen Blaukehlchen Luscinia svecica cyanecula und L. s. svecica sowie Bruten phänotypisch rotsterniger Blaukehlchen in Mitteleuropa: eine Zusammenfassung des Wissensstandes
Das in der jüngeren Vergangenheit vermehrte Auftreten von phänotypisch rotsternigen Blaukehlchen Luscinia svecica zur Brutzeit im Brutareal des Weißsternigen Blaukehlchens in Deutschland, den Niederlanden und Polen war Anlass für mehrere Publikationen, die sich diesem Thema widmeten. Mehrfach nahmen solche Tiere am Brutgeschehen teil. Diskutiert wurde in diesen Arbeiten, ob es sich bei den fraglichen Vögeln um Hybriden, Fremdkleider, extreme Abweichungen vom Brutkleid des Weißsternigen Blaukehlchens oder die rotsternigen Formen L. s. svecica bzw. L. s. occidentalis = volgae gehandelt hat. In der vorliegenden Arbeit wird über eine Mischpopulation von Rotsternigen und Weißsternigen Blaukehlchen (Luscinia svecica cyanecula x Luscinia svecica svecica) im tschechischen Teil des Riesengebirges berichtet. Genetisch als weißsternig getestete Tiere nehmen seit mindestens 1992 am Brutgeschehen der rotsternigen Brutpopulation teil. Das Bruthabitat hat (sub-)alpinen Charakter. Das aktuell bekannte Wissen über Mischbruten wird zusammengefassend dargestellt, um weitere Untersuchungen anzuregen.
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