Die Vogelwelt Bd. 131 4/2010

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Schwerpunkte:

  • Jagdhabitate von Korn- und Rohrweihen
  • Bestandsschwankungen von Kleiber und Meise im Harz
  • Erholungsnutzung beeinflusst Haubentaucherbruten
  • Habicht brütet in freistehendem Baum
  • Mittelspecht und Buntspecht brüten gleichzeitig im selben Baum
  • Brutareals des Gartenrotschwanzes in Bulgarien
  • Der juristische Schutz ornithologischer Daten(sammlungen)

Typischer Dünenbereich auf Norderney. Foto: N.Oberdiek

Typischer Dünenbereich auf Norderney. Foto: N.Oberdiek

Schröder, M., N. Oberdiek, J. Dierschke, T. Feldt & J. Stahl:
Wahl des Jagdhabitats von Kornweihen Circus cyaneus und Rohrweihen C. aeruginosus auf den Ostfriesischen Inseln
Nahezu der gesamte deutsche Brutbestand der Kornweihe brütet auf den Ostfriesischen Inseln im Nationalpark “Niedersächsisches Wattenmeer“. Seit 2004 sind die Brutbestandszahlen der Kornweihe rückläufig, wobei die Gründe hierfür weitgehend unbekannt sind. Neben der Wahl des Nistplatzes haben Verfügbarkeit und Qualität von Jagdrevieren einen entscheidenden Einfluss auf den Bruterfolg. Auf den Ostfriesischen Inseln brüten sowohl Rohr- als auch Kornweihen, so dass eine Konkurrenz um Nahrung in den Jagdhabitaten eine mögliche Rückgangsursache für die Kornweihe darstellen könnte. Daher haben wir die Habitatpräferenzen jagender Korn- und Rohrweihen durch direkte Beobachtungen ermittelt. Die Ergebnisse zeigen deutliche räumliche Unterschiede in der Wahl der Jagdhabitate beider Weihenarten: Während jagende Kornweihen Dünen, Gebüsch- und Grünlandhabitate bevorzugten, lag die Habitatpräferenz von Rohrweihen neben Dünenbereichen deutlich auf Röhrichtflächen. Nahezu völlig gemieden wurden von beiden Arten die Salzwiesen und Wattflächen. Aufgrund dieser Ergebnisse ist es unwahrscheinlich, dass der Brutbestandsrückgang der Kornweihe auf den Ostfriesischen Inseln durch Konkurrenz um Nahrungshabitate mit der Rohrweihe verursacht wird.


George, K. & H. Zang:
Schwankungen der Brutbestände von Kleiber Sitta europaea, Kohl-, Blau- und Tannenmeise Parus major, P. caeruleus, P. ater im Harz von 1993 bis 2010
Im Harz wurden unabhängig voneinander1993–2010 in zwei verschieden strukturierten und 38 km voneinander entfernten Gebieten die Brutbestände von Kohl-, Blau-, Tannenmeise und Kleiber ermittelt. Die Kontrollen wurden nach unterschiedlichen Methoden durchgeführt: bei Bad Harzburg Zählung der Brutvögel in Nistkästen, bei Güntersberge Revierkartierung. Die Schwankungen der Brutbestände verliefen weitgehend parallel. Als wesentlich für diese Schwankungen erwies sich die wechselnde Stärke der Buchenmasten, während andere Parameter wie die Strenge des Winters (gemessen an der Zahl der Eistage im Oberharz) offensichtlich ohne spürbaren Einfluss blieben. Für die Tannenmeise ergab sich keine klare Abhängigkeit von der Buchen- oder Fichtenmast. Ihre Bestände zeigen einen insgesamt negativen Trend.


Leibl, F. & W. Völkl:
Erholungsnutzung beeinflusst die Brutansiedlung und den Bruterfolg beim Haubentaucher Podiceps cristatus
Im Donautal bei Straubing, Niederbayern, wurden zwischen 1999 und 2009 an insgesamt 23 geeigneten Baggerseen die Brutansiedlung und der Bruterfolg des Haubentauchers untersucht. Vier ausgewählte Baggerseen waren ausschließlich dem Naturschutz vorbehalten und somit frei von menschlichen Störungen. Diese Gewässer wurden durchweg vom Haubentaucher besiedelt. Dagegen wurden an den 19 Baggerseen mit Freizeitnutzung nur sieben vom Haubentaucher genutzt, in den anderen 12 gab es während des gesamten Untersuchungszeitraums keinen Brutversuch. Insgesamt wurden die Baggerseen mit Naturschutzwidmung doppelt so häufig zum Brüten aufgesucht wie die mit überlagernder Freizeitnutzung. Auch der Bruterfolg war an den Naturschutzseen mit 1,8 ± 0,2 flüggen Jungvögeln pro Brutpaar signifikant höher als an den genutzten Baggerseen mit 0,9 ± 0,2 flüggen Jungvögeln pro Brutpaar. Bei einer Freizeitnutzung zeigte sich die Bedeutung einer ausgedehnten Ruhezone, die zu einer deutlichen Verbesserung des Bruterfolgs führte.


Horstbaum des Habichts in 80 m Entfernung zum ca. 70-jährigen Fichtenwald im Hintergrund. Foto: S Wolf

Horstbaum des Habichts in 80 m Entfernung zum ca. 70-jährigen Fichtenwald im Hintergrund. Foto: S. Wolf

Kleinemenke, H.:
Habicht Accipiter gentilis brütet in freistehendem Baum
In der Brutsaison 2010 brütete in Värmland (Schweden) ein Habicht erfolgreich in einem völlig freistehenden Horstbaum – in ca. 80 m Entfernung zum Wald. Der Horstbaum war nach einem Kahlschlag aus „Artenschutzgründen“ stehen geblieben. Die Brut verlief erfolgreich.


Robinie mit Bruthöhlen von Mittelspecht (oben) und Buntspecht (unten) im Heinrich-Laehr-Park von Berlin 2008.

Robinie mit Bruthöhlen von Mittelspecht (oben) und Buntspecht (unten) im Heinrich-Laehr-Park von Berlin 2008.

Witt, K.:
Mittelspecht Dendrocopos medius und Buntspecht D. major brüten gleichzeitig im selben Baum
Im Jahr 2008 wurden je eine erfolgreiche Brut eines Mittel- und eines Buntspechtpaares während der Fütterungsphase im selben Baum im Höhen-Abstand von 2,5 m beobachtet. Diese Bruten waren Teil von 22 Revieren des Buntspechts (= 8,2 Rev./10 ha) und von drei Revieren des Mittelspechts (= 1,1Rev./10 ha) in einem 26,8 ha großen Waldpark von Berlin.


Milchev, B.:
Erweiterung des Brutareals des Gartenrotschwanzes Phoenicurus phoenicurus in SO-Bulgarien
Das Brutareal des Gartenrotschwanzes in SO-Bulgarien hat sich seit 1991 von 14 auf 44 5–km Atlasquadranten erweitert. Die meisten neuen Brutreviere (70 %, n = 30 Quadrate) sind in der Zeit zwischen 1991-2000 besetzt worden. Die Fortpflanzungshabitate schließen Siedlungen oder einzelne Häuser und andere Gebäude unter Eichen oder in der Nähe von Eichenwäldern ein. In gemischten Populationen herrscht die Unterart P. phoenicurus phoenicurus vor, aber nur die Unterart P. phoenicurus samamisicus brütet entlang der Küste des Schwarzen Meeres. Der wahrscheinlichste Grund für die Arealerweiterung ist eine höhere Überlebensrate der Vögel in den Wintermonaten und während des Zuges.


Lunk, S. & J. Quirin:
Der juristische Schutz ornithologischer Daten(sammlungen)
Ornithologische Großdatensammlungen sind in der Regel eine Datenbank i.S.d. Urheberrechtes. Sie genießen juristischen Schutz nach den §§ 87a ff. UrhG. Dem Inhaber des Datenbankrechtes stehen gegenüber Verletzern Unterlassungs- und Schadensersatzansprüche zu. Eine Verletzungshandlung ist jedoch schwer nachzuweisen und kommt in der Praxis regelmäßig nur bei der Vervielfältigung eines „nach Art oder Umfang wesentlichen Teils der Datenbank“ in Betracht. Ein Schutz als „Werk der Wissenschaft“ oder als „Sammelwerk“ i.S.d. §§ 1; 2; 4 UrhG scheidet mangels schöpferischer Eigentümlichkeit der ornithologischen Datensammlungen demgegenüber aus. Den Erstellern ornithologischer Großdatensammlungen bietet das Gesetz somit ein Instrumentarium, gegen „Daten-Diebstähle“ und andere Eingriffe in ihre Rechte vorzugehen, sofern Verletzungshandlungen nachweisbar sind.


Kraft M. & J. Schmidt:
Nochmals zu: Kranichzug im Raum Marburg/Lahn, Mittelhessen
Antwort zum Kommentar von Bommer 2010 (Vogelwelt 131: 225–226) zum Artikel von Kraft (2010): „Systematische Erhebungen zum Kranich Grus grus auf dem Wegzug der Jahre 1987 bis 2009 im Raum Marburg/Lahn, Mittelhessen“ (Vogelwelt 131: 147–154).

Weitere Inhalte:
  • Literaturbesprechungen
  • DDA-Aktuell 1/2011

 

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