Schwerpunkte:
- Brutbiologie und Ortstreue des Waldlaubsängers
- Jahres- und Tagesaktivität von Dohlen
- Großflächige Erfassung des Zwergschnäppers
- Vorkommen der Sumpfohreule in Libyen
- Beginnende Ausbreitung der Türkentaube im Westen Libyens
- Turmfalken adoptieren Schleiereulen
Lippek, W.:
Zur Brutbiologie und Ortstreue des Waldlaubsängers Phylloscopus sibilatrix in Westfalen-Lippe
Aus einem großflächig (4.232 km²) durchgeführten Programm, das sich in den 1970er Jahren der Brutbiologie des Waldlaubsängers in westfälischen Wäldern widmete und in dessen Verlauf 3.351 Individuen beringt wurden, werden hier umfangreiche Daten zur Rückkehrrate, zu Umsiedlungen sowie Angaben zu Gelegegröße und Nistplatzwahl mitgeteilt. Die Wiederfangrate in nachfolgenden Jahren betrug bei Männchen 3,77%, bei Weibchen 0,49 % und bei Nestlingen nur 0,30%. Von den Wiederfängen erwiesen sich 96% als gebietstreu (Distanzen bis zu 40 km vom Beringungsort), 54% sogar als brutortstreu (Entfernungen bis 1,7 km vom Beringungsort). Nur drei Vögel wurden in erheblich größerem Abstand wiedergefangen (169 km, 263 km und 323 km). Wiederfänge innerhalb derselben Brutsaison erfolgten fast immer innerhalb des eigenen Brutreviers. Lediglich drei Individuen wurden in einer Distanz von 2 km, 6 km und 190 km kontrolliert. Die Gelege bestanden durchschnittlich aus 5,36 Eiern. Der Durchschnitt verringerte sich im Verlauf der Brutsaison. Die Nester befanden sich am häufigsten in der Laubstreu (oft in Kombination mit Reisig oder Wurzeln) oder an Bulten und Stauden, teilweise in der Krautschicht und vergleichsweise selten an Böschungen.
Arens, H:
Jahres- und Tagesaktivität von zwei mit Transpondern beringten Dohlenpaaren Corvus monedula am Brutplatz
Ziel der Arbeit war es, mit Hilfe der Transpondertechnologie Daten zur Jahres- und Tagesaktivität von zwei Dohlenpaaren in einer kleinen Kolonie im südlichen Emsland von Anfang März 2008 bis Ende Februar 2009 zu erhalten. Zu diesem Zweck wurden die Dohlenpaare mit transponderbesetzten Vogelringen versehen. Lesegeräte zum Empfang des Transpondersignals wurden unterhalb der Eingänge zu den Nistkästen angebracht, so dass jeder Vogel beim Besuch mit seiner Identitätsnummer, dem Datum und der Uhrzeit erfasst wurde. Die Nistkästen wurden auch außerhalb der Brutzeit regelmäßig das ganze Jahr über beflogen. Alle vier beringten Dohlen wurden nie länger als zwei Tage hintereinander nicht erfasst. Die Hauptaktivität der Dohlenpaare lag im Monat Mai, in dem jeweils vier Jungen gefüttert wurden. Von einem Paar wurden 3.720, von dem anderen 3.750 Besuche gezählt. Nur eines der Dohlenpaare inspizierte in 9 von 12 Monaten auch das Nest des anderen Paars. In allen 12 Monaten lag die Hauptaktivität in den Vormittagsstunden. Nach dem Ausfliegen der Jungen Anfang Juni bis zum Oktober konnten nachmittags nur selten Dohlen registriert werden. Ab November nahm die Nachmittagsaktivität kontinuierlich zu, konnte aber auch im Mai nicht die Werte der Vormittagsstunden erreichen. In den Nachtstunden zwischen 23:05 und 5:01 Uhr wurde nie eine Dohle registriert. Aktivitätsbeginn und -ende der Dohlen orientierten sich auch außerhalb der Brutzeit sehr eng am Sonnenaufgang und -untergang.
Wernicke, P.:
Großflächige Erfassung des Zwergschnäppers Ficedula parva im nordostdeutschen Tiefland (Naturpark Feldberger Seenlandschaft und Müritz-Nationalpark)
Die Ergebnisse einer großflächigen Erfassung des Zwergschnäppers auf insgesamt 6.000 ha Laubwaldfläche in den Jahren 2006 und 2007 werden vorgestellt. Die Bestände in den beiden Untersuchungsjahren variierten um 180 %, jedoch blieb die besiedelte Fläche ungefähr gleich. Die mittlere Siedlungsdichte lag zwischen 0,76 (2006) und 1,86 (2007) Revieren/100 ha. Die bei weitem höchste Siedlungsdichte von 5,4 Rev./100 ha wurde im Serrahn-Teil des Müritz- Nationalparkes in Tieflandbuchenwäldern festgestellt, die seit über 50 Jahren forstlich nicht mehr genutzt sind. Die Habitatansprüche der Art werden diskutiert. Der Großteil der Reviere befand sich in Naturschutzgebieten. Die Verteilung der Reviere spiegelt offensichtlich Gebiete mit einer geringen forstlichen Nutzungsintensität wieder.
Brehme, S., J. Hering & E. Fuchs:
Zum Vorkommen der Sumpfohreule Asio flammeus in Libyen
Vom 22. bis 25. März 2009 konnten wir im Radialoasenkomplex Wadi Berdjuj im Fezzan/SW-Libyen in Tamarisken bis zu drei Sumpfohreulen an ihrem Tagesrastplatz beobachten und deren Gewölle sammeln. Weitere Nachweise gelangen vom 25. bis 27. März 2009 im Gebiet der Landwirtschaftsflächen im Wadi Maknusa. Die Vögel saßen in alten Akazien, Eukalyptus-Bäumen und Dattelpalmen. Die Tageshöchstzahl lag bei acht Individuen. Auch hier wurden zahlreiche Gewölle aufgesammelt. Neben den aktuellen Feststellungen werden in diesem Beitrag alle bisherigen Nachweise der Art in Libyen genannt. Dabei wird deutlich, dass unsere Beobachtungen die individuenstärksten bislang dokumentierten Ansammlungen in diesem Land und wohl auch darüber hinaus in Algerien und Tunesien darstellen. Des Weiteren werden die Gründe für das Vorkommen und die jahreszeitliche Verteilung der Beobachtungen diskutiert.
Brehme, S., J. Hering & E. Fuchs:
Beginnende Ausbreitung der Türkentaube Streptopelia decaocto im Westen Libyens
Am 24. März 2009 wurden im Gebiet der Radialoasen Wadi Berdjuj zwei adulte Türkentauben beobachtet. Die wahrscheinlich verpaarten Vögel hielten sich in einem mit Eukalyptusbäumen umfriedeten Getreidespeicherkomplex auf. Möglicherweise war an diesem Ort auch noch ein weiteres Paar anwesend. Ein zweites Vorkommen wurde am 27. März 2009 im Verwaltungskomplex des Landwirtschaftsprojektes Wadi Maknusa gefunden. Maximal drei Türkentauben riefen in großen Eukalyptusbäumen. Die Suche an anderen Orten im Fezzan und auch in Tripolitanien blieb ohne Erfolg. Bei den im Detail beschriebenen Beobachtungen handelte es sich nach einem 2005 bei Ghadames erbrachten Erstnachweis der Türkentaube für Libyen um zwei weitere Feststellungen im Südwesten des Landes in jeweils über 500 km Entfernung vom libyschen Erstbeobachtungsort. Die Arealexpansion, u. a. im Zusammenhang mit der Besiedlung des tunesischen Südens, wird diskutiert. Auf Grund der idealen Lebensbedingungen folgt möglicherweise die Türkentaube aktuell dem Weidensperling, der vor ca. 20 Jahren die Radialoasenregion im Südwesten Libyens „stürmisch“ zu erobern begann.
Grüll, A. & V. Waba:
Turmfalken Falco tinnunculus adoptieren Schleiereulen Tyto alba in einer Freilandbrut
Im Jahr 2006 begannen östlich des Neusiedler Sees (Österreich) Schleiereulen und Turmfalken im selben Nistkasten zu brüten. In Tab. 1 sind die Beobachtungen zum Verlauf dieser Bruten zusammengefasst. Nachdem sowohl die Turmfalken als auch die Schleiereulen ihr Gelege bzw. ihre wenige Tage alten Jungvögel verlassen hatten, verhungerten zunächst vier der sechs Jungeulen. Spätestens fünf Tage nach den Brutaufgaben begannen die Falken die zwei verbliebenen Eulennestlinge zu füttern und versorgten sie bis zum Ausfliegen. Zum weiteren Verlauf der Brut liegen keine Beobachtungen vor. Wir diskutieren den Ablauf dieser ungewöhnlichen Adoption. Die ausgehungerten, aber schon sehr mobilen Jungeulen haben vermutlich die aktive Rolle gespielt.
Weitere Inhalte:
- Literaturbesprechungen
- DDA-Aktuell 2/2010
Bestellen Sie jetzt dieses Einzelheft:
-
Die Vogelwelt Bd. 130 4/2009
€ 7,50
Enthält 7% reduzierte MwSt.zzgl. Versand