Die Vogelwelt Bd. 130 2/2009

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Schwerpunkte:
  • Brutplätze von Seeadlern auf Pappeln und Weiden
  • Bestandssituation des Halsbandsittichs in der Rhein-Neckar-Region
  • Reaktionen des Mittelspechts auf den Einsatz von Klangattrappen
  • Welche Farben sind bei Vogeleiern möglich?
  • Jagd des Wanderfalken auf Vögel im Scheinwerferlicht von angestrahlten Bauwerken
  • Erster Nachweis des Mittelmeer-Sturmtauchers in den Nahrungsresten vom Uhu

Seeadlerbrutplatz. Foto: P.Hauff

Seeadlerbrutplatz. Foto: P.Hauff

Hauff, P.:
Brutplätze von Seeadlern Haliaeetus albicilla in Deutschland auf Pappeln Populus spec. und Weiden Salix spec. – Geschichte und Entwicklung
Mit noch immer anhaltendem Bestandszuwachs besiedeln Seeadler in Deutschland zunehmend Lebensräume in der offenen Landschaft. Der Brutbestand lag im Jahr 2008 in Deutschland bei rund 600 Brutpaaren. Waren noch vor 20 Jahren Pappeln als Horstbäume äußerst selten, so begann ab Mitte der 1990er Jahre eine deutliche Zunahme, so dass aktuell 11 % aller deutschen Brutpaare ihre Nistplätze auf Pappeln haben. Gefördert wird diese Entwicklung maßgeblich dadurch, dass ab den 1950er Jahren im Rahmen des Flurholzprogramms Pappelpflanzungen in großem Umfang besonders in der Offenlandschaft erfolgten. Auf solchen, zum Zeitpunkt der Ansiedlung erst 40–50 Jahre alten Pappeln wurden inzwischen viele neue Brutansiedlungen errichtet. Unterteilt nach Bundesländern wird die Entwicklung für Deutschland beschrieben, wobei auch seltene Brutplätze auf Weiden einbezogen wurden. Mit einer weiteren Zunahme des Seeadlerbestandes ist damit zu rechnen, dass auch zusätzliche Brutplätze, insbesondere auf Pappeln, entstehen werden.


Halsbandsittich. Foto: M.Braun

Halsbandsittich. Foto: M.Braun

Braun, M. 2009:
Die Bestandssituation des Halsbandsittichs Psittacula krameri in der Rhein-Neckar-Region (Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz, Hessen), 1962–2008, im Kontext der gesamteuropäischen Verbreitung
Im Jahr 1855 wurde die erste Freilandbrut des Halsbandsittichs in Norfolk (GB) beobachtet. Seit 1966 brüten Halsbandsittiche in Belgien, gefolgt von den Niederlanden (1968), Großbritannien (1969), Deutschland (1969), Frankreich (1974), Italien (1970er), Spanien (1982), Portugal (1986) und Griechenland (1992). Die gesamteuropäische Population kann auf ca. 29000 Individuen geschätzt werden (2008). In Deutschland wurden die ersten Bruten in Köln (1969) beobachtet, gefolgt von den wichtigsten Brutpopulationen in Worms (1974), Neckarhausen (1974), Wiesbaden (1975), Brühl b. Köln (1975), Mainz (1970er), Bonn (1979), Düsseldorf (1984), Frankenthal (1985), Heidelberg (1990), Mannheim (1993), Ludwigshafen (1995) und Duisburg (2000). Die deutsche Gesamtpopulation beträgt ca. 7.500 Tiere und etwa 1.500 Brutpaare…


Berndt, R. K.:
Reaktionen des Mittelspechts Dendrocopos medius auf den Einsatz von Klangattrappen bei Bestandsaufnahmen in Schleswig-Holstein.
In Schleswig-Holstein haben wir 2001 begonnen, Mittelspechte mit Hilfe einer Klangattrappe zu erfassen. Von Anfang an haben wir die Reaktionen der Vögel festgehalten. Folgende technischen Rahmenbedingungen sollte man beachten: Die Art der Klangattrappe ist nicht relevant. Wichtig ist, sie entsprechend der natürlichen Lautstärke des Mittelspechts abzuspielen. Das Netz der Kontrollpunkte in einem Waldgebiet soll nicht weiter als 150 m sein, da man sonst an nicht reagierenden Spechten vorbeilaufen kann. In Schleswig- Holstein ist witterungsbedingt der Zeitraum von Mitte März bis Anfang Mai für eine systematische Nachsuche geeignet. Die Reaktionen der Mittelspechte können wir aufgrund unseres umfangreichen Materials recht gut einschätzen. In den Monaten März bis Mai antworten etwa 85 % der Spechte auf die Klangattrappe. Am häufigsten (zu 54 %) reagieren sie mit Schimpfen. Das Quäken ist weniger als halb so häufig (21 %). Ein Teil der Vögel kommt auf die Klangattrappe zugeflogen…


Schläpfer, K.:
Welche Farben sind bei Vogeleiern möglich?
Die Farbe von Vogeleiern ist immer wieder ein Thema von vogelkundlichen Büchern oder auch Gegenstand von fachlichen Studien über Vögel. Was in den meisten Fällen fehlt, ist eine farbmetrische, d. h. empfindungsgemäße Kennzeichnung der Farben. Es entspricht daher einem Bedürfnis, Eifarben mittels solcher Kriterien zu charakterisieren und gleichzeitig danach zu fragen, welche Eifarben es überhaupt gibt. Für die Beschreibung der Eifarben wurden die Koordinaten des CIELAB-Farbsystems gewählt. Diese basieren auf den empfindungsgemäßen Größen Farbton, Farbsättigung und Helligkeit. Aus der Literatur weiß man, dass nur drei Pigmente für die Entstehung aller Eifarben verantwortlich sind, nämlich Protoporphyrin, Biliverdin und Zink-Biliverdin…


Mebs, T.:
Die nächtliche Jagd des Wanderfalken Falco peregrinus auf Vögel im Scheinwerferlicht von angestrahlten hohen Bauwerken – ein Überblick über dokumentierte Fälle in Europa
Die nachtliche Jagd des Wanderfalken auf Vogel, die durch das Scheinwerferlicht von angestrahlten Bauwerken fliegen, ist eine besonders bequeme und erfolgreiche Jagdmethode. Solche Vögel sind vom Licht geblendet und können den aus dem Dunkeln heranfliegenden Falken nicht rechtzeitig genug erkennen, um noch einen Fluchtversuch machen zu können. In dieser Übersicht werden alle bekannt gewordenen und publizierten Fälle dieser Art aus europäischen Ländern zusammengestellt, wobei jeweils auch die Arten und Anzahlen der nachts erbeuteten Vogel aufgelistet werden. Es fällt auf, dass es sich hierbei vor allem um Taucher, Krickenten, Wachteln, Rallen und Limikolen handelt, welche während der Zugzeiten im Frühjahr und Herbst nachts wandern und dann auch Stadtgebiete überqueren. Für den Wanderfalken kann es dann so viel leicht erreichbare Nahrung geben, dass gar nicht alle erbeuteten Vögel verzehrt werden können, sondern deponiert werden.


Uhu-Jagdrevier. Foto: B.Milchev

Uhu-Jagdrevier in Bulgarien. Foto: B.Milchev

Milchev, B.:
Erster Nachweis des Mittelmeer-Sturmtauchers Puffinus yelkouan in den Nahrungsresten vom Uhu Bubo bubo in Bulgarien
In einem Nest des Uhus in der Region des Strandzha-Gebirges (Südost-Bulgarien, UTM Platz NG75) wurden Reste eines Mittelmeer-Sturmtauchers gefunden. Der Vogel wurde zwischen März und Mitte Mai 2001 erbeutet und 12–13 km landeinwärts der Schwarzmeerküste im Tal des Veleka- Flusses gefunden. In den Nahrungsresten von vier anderen Uhu-Paaren entlang der südlichen bulgarischen Schwarzmeerküste konnten Mittelmeer-Sturmtaucher bislang nicht in den Nahrungsresten nachgewiesen werden. Der Fund in der Uhu-Beute kann aber nicht als Hinweis auf ein Brutvorkommen des Mittelmeer-Sturmtauchers an der Küste nahe des Strandzha-Gebirges gewertet werden.

 

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  • Nachrichten
  • DDA-Aktuell 3/2009

 

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