Die Vogelwelt Bd. 135 3/2014-15

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Schwerpunkte:
  • Der Rohrweihenbestand in der Feldberger Seenlandschaft
  • Der „Kleine“ Alpenstrandläufer in Schleswig-Holstein
  • Seeadler, Schwarzstorch und Kranich in Schlesien
  • Die „Wildvogelthese“ zum Auftreten hoch pathogener Vogelgrippeviren

Junge Rohrweihen Foto: M.Lange

Junge Rohrweihen Foto: M.Lange

Lange, M. & P. Wernicke: Großflächige Entwicklung des Rohrweihenbestandes und Einflussfaktoren in der Feldberger Seenlandschaft in Nordostdeutschland

Die Siedlungsdichte der Rohrweihe in einem 309 km2 großen Gebiet im Zentrum Mecklenburg-Vorpommerns im Jahr 2011, deren Veränderung gegenüber einer Erfassung Mitte der 1990er Jahre sowie mögliche Einflussfaktoren wurden untersucht. Der Bestand hat sich im Untersuchungsgebiet auf dem sehr hohen Niveau der 1990er Jahre gehalten. Besonders in den größeren Verlandungszonen der Seen hielten die Vögel auch über viele Jahre an einmal gewählten Brutplätzen fest. In Kleingewässern fanden häufigere Wechsel statt. Veränderungen in der Röhrichtstruktur und der Wasserstände waren entscheidende Größen für die Aufgabe bzw. Neubesetzung eines Brutplatzes. Zwischen den beiden Untersuchungsperioden gab es sehr starke Veränderungen in der landwirtschaftlichen Nutzung des Untersuchungsgebietes. Es kam zu einem starken Rückgang von grünlandartigen Flächen, der insbesondere durch den Wegfall von Brachen verursacht wurde. Parallel dazu fand eine deutliche Zunahme des Getreide- und Maisanbaus statt. Es konnte jedoch kein Zusammenhang zwischen diesem Landnutzungswandel und dem Ansiedlungsverhalten der Rohrweihen nachgewiesen werden.


Alpenstrandläufer, Männchen. Foto: W.von Westernhagen, 1966

Alpenstrandläufer, Männchen. Foto: W.von Westernhagen, 1966

Berndt, R.K.: Der „Kleine“ Alpenstrandläufer Calidris alpina schinzii in Schleswig-Holstein – Nachruf auf einen fast verschwundenen Brutvogel

Im 19. Jahrhundert war die Art ein mäßig häufiger Brutvogel in Schleswig-Holstein mit z. T. dichter Verbreitung in den Mooren und Heiden der Schleswigschen Geest sowie in diversen Küstengebieten von Nord- und Ostsee. Danach erfolgte ein sehr starker Rückgang, so dass bereits um 1925 nur noch ca. 300 Paare von ehemals vielleicht um 2.000 Paaren vorhanden waren. Bei diesen Werten handelt es sich um sehr grobe Schätzungen auf der Basis von einzelnen Bestandsangaben und der Landschaftsentwicklung. Danach ist eine weitere Abnahme erfolgt, und um 1970 waren nur noch 40–45 Paare vorhanden. Einzelne Paare halten bis heute aus, wobei wohl nur noch der Rickelsbüller Koog regelmäßig besiedelt ist (2015 ca. 3 P.).


2015-03-seeadlerKopij, G.: Bestandserholung von Seeadler Haliaeetus albicilla, Schwarzstorch Ciconia nigra und Kranich Grus grus in Schlesien (SW-Polen)

In den Jahren 2004–2007 wurden die Verbreitung und Bestandsgrößen von in Schlesien (SW-Polen, ca. 42.000 km2) brütenden Seeadlern, Schwarzstörchen und Kranichen durch Befragung von Forstämtern zu 871 Forstdistrikten ermittelt. Für den Seeadler ergab sich ein Bestand von etwa 100 besetzten Revieren mit Konzentrationen von jeweils 20–30 besetzten Revieren im Barycz-Tal und in Bory Dolnośląskie. Der Schwarzstorch kommt in ganz Schlesien vor, ist aber in den Stobrawa-Wäldern und den Sudeten am häufigsten. In den Jahren 2004–2007 wurden 124 besetzte Reviere gefunden. Der Kranich ist mit einem Bestand von 353 Paaren weit über das Tiefland Schlesiens verbreitet. In den letzten 100 Jahren haben die Brutbestände aller drei Arten in Schlesien stark zugenommen, was in erster Linie auf Schutzmaßnahmen zurückzuführen ist. Noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts hatte es auf derselben Fläche nur 57–67 Paare des Kranichs und zehn Paare des Schwarzstorchs gegeben, Seeadler fehlten damals in Schlesien als Brutvögel.


Eine durch HPAI betroffene global bedrohte Vogelart ist der Krauskopfpelikan. Foto: K.Steiof

Eine durch HPAI betroffene global bedrohte Vogelart ist der Krauskopfpelikan. Foto: K.Steiof

Steiof, K., J. Mooij & P. Petermann: Die „Wildvogelthese“ zum Auftreten hoch pathogener Vogelgrippeviren – aktueller Stand und kritische Prüfung der Position des Friedrich-Loeffler-Instituts (Stand: Juni 2015) pdf-sym

Nachdem in den Jahren 2005 bis 2007 das hoch pathogene Vogelgrippevirus „H5N1“ in Europa auftrat, ist dies seit November 2014 der von diesem abstammende Subtyp „H5N8“. Dieser wurde Ende 2013 in Ostasien bekannt und hat 2014 vor allem in Südkorea zu zahlreichen Ausbrüchen in Geflügelhaltungen geführt. In der Folge wurden auch Wildvögel infiziert. In Europa trat das Virus von November 2014 bis Februar 2015 in zehn Geflügelfarmen in Deutschland, den Niederlanden, England, Italien und Ungarn auf. In der Folge wurde über vereinzelte Nachweise bei Wildvögeln berichtet (bei mehreren Enten, zwei Höckerschwänen und einer Mantelmöwe), ohne dass diese Fälle bisher wissenschaftlich und transparent dokumentiert wurden. Im Januar 2015 wurden zwei Zoo-Haltungen und eine Kleintierhaltung in Städten Mecklenburg-Vorpommerns betroffen.

Wie schon in den Jahren 2006 und 2007 wurde durch das Friedrich-Loeffler-Institut (FLI), die für Tierseuchen zuständige Fachbehörde des Bundes, auch 2014 und 2015 die „Wildvogelthese“ als Erklärung für das Auftreten des HPAI-Virus in Europa angeführt. Demnach spielen Wildvögel als Reservoir und als Vektor des HPAI-Virus die entscheidende Rolle für das Auftreten in Europa. Für diese These gibt es allerdings bisher keine Belege; im Gegenteil, sie ist höchst unwahrscheinlich: Bei weltweit 800.000 untersuchten Wildvögeln wurde HPAI vor allem dann gefunden, wenn das Virus zuvor in der Geflügelwirtschaft zirkulierte, wo es in der Regel zuerst in geschlossenen Massentierhaltungen auftrat. Es gibt keinen Nachweis dafür, dass Wildvögel eine Geflügelhaltung infiziert haben. Längere Infektionsketten zwischen Wildvögeln sind nicht bekannt geworden. HPAI verschwindet selbst bei der Infektion vieler Wildvögel innerhalb weniger Wochen im Freiland. Wildvögel sind somit Endwirte von HPAI: Entweder sie überleben die Infektion, oder sie sterben an dem Virus; in beiden Fällen verschwindet das Virus im Freiland.


Weitere Inhalte:
  • Literaturbesprechungen
  • DDA-Aktuell 2/2015  link

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